Namibia als Afrikas Tor zur Welt

DVZ Seefracht, 27. Oktober 2014 | von Peter Kleinort

14d08610 getty 172598072Trügerisch: Der Hafen Walvis Bay lockt nicht nur Pelikane, sondern auch immer mehr Frachtschiffe. (Foto: Reuters)

Namibia will zum Logistik- und Hafenhub für die Subsahara-Region werden. Hierfür wird der Hafen von Walvis Bay ausgebaut. Schon jetzt ist Walvis Bay der wichtigste Hafen des südwestafrikanischen Landes. 2013 wurden rund 6,5 Mio. t Fracht durch die landeseigene Betreibergesellschaft Namport umgeschlagen.

Das Umschlagsvolumen nimmt seit Jahren immer weiter zu. Im Jahr 2008 wurde der Seeumschlagplatz von über 3000 Schiffen angelaufen, die 4,3 Mio. t Fracht brachten. Der Containerumschlag betrug damals etwa 170.000 Teu. Drei Jahre später wurden 220.000 Teu abgefertigt. 2012 waren es schon 300.000 Teu sowie 18.000 Fahrzeugverschiffungen. Und für das laufende Jahr rechnet Namport mit 380.000 Teu.

Mit chinesischer Hilfe soll bis 2017 ein neues Containerterminal gebaut werden. Auf einer Fläche von 40 ha ist dort zusätzliche Kapazität für rund 750.000 Teu eingeplant. 600 m Kaikante bieten Platz für zwei Liegeplätze und sechs Containerbrücken.

Große Investition in der Region

Das Investitionsvolumen hierfür liegt bei rund 4 Mrd. NAD (circa 284 Mio. EUR). "Dies ist eine der größten Einzelinvestitionen im Land", sagt Namport-CEO Bisey Uirab. Und es sei eins der wichtigsten Projekte des ganzen südlichen Afrikas, stellt er heraus.

Bislang werden rund 90 Prozent der Waren in Namibia, Botswana, Sambia und Mosambik über die südafrikanischen Häfen Kapstadt und Durban umgeschlagen, obwohl zumindest Namibia und Mosambik über eigene Häfen verfügen. Mit dem Ausbau der transafrikanischen Verkehrswege, allen voran dem Trans-Kalahari-Highway, soll sich dies in Zukunft ändern. Der Trans-Kalahari-Highway soll als Straßen- und Schienenverbindung die namibischen Häfen Walvis Bay und Lüderitz besser mit dem Hinterland und vor allem mit Angola, Sambia, Botswana, Mosambik und Simbabwe verbinden.

Und Namport plant weiter: Von 2016 an soll das SADC Gateway Terminal als Tiefwasserhafen in Walvis Bay entstehen. Auf 1330 ha wird dann ein Freihafen gebaut, der an 10.000 m Kaikante 30 Liegeplätze, ein Kohle- und ein Tankterminal bietet.

Die Investitionssumme von umgerechnet 2,13 Mrd. EUR dürfte einzigartig in der Geschichte des Landes sein. Getragen wird sie von der China Harbour Engineering Company (CHEC) und den Ländern der Southern African Development Community (SADC), der zurzeit 14 Staaten der Subsahara-Region angehören.

Nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2020 soll dann in Lüderitz ein weiterer Tiefwasserhafen entstehen. Doch Container und der relativ junge Fahrzeugumschlag sind nicht als einzige Standbeine vorgesehen.

Parallel zum Neubau des Terminals will sich Namport auch auf den für Namibia ertragreichen Massengut umschlag und auf Schiffsreparaturen konzentrieren. "Die Infrastruktur für Bulk ist bereits jetzt vorhanden, aber wir wollen auch hier den Unternehmen mehr Möglichkeiten bieten", sagt Uirab. Allein der Nachbarstaat Botswana will mittelfristig rund 65 Mio. t Kohle jährlich über Walvis Bay verschiffen. Dem Hafen kommt dabei schon jetzt zugute, dass es eine für afrikanische Verhältnisse ausgesprochen gute Straßen- und Schienenanbindung ins Hinterland gibt. Deswegen und weil Zollformalitäten in der SADC-Zone zunehmend abgebaut werden, lohnt sich der Weg über Namibia.

"Namibia soll bis 2030 ein industrialisiertes Schwellenland werden", umreißt Wirtschaftsminister Calle Schlettwein die wirtschaftspolitische Vision der Regierung. Daran glauben offenbar auch chinesische Investoren, welche die erste Ausbauphase des Hafens in Walvis Bay und die Terminals finanzieren und schließlich betreiben wollen. "Das ist aber kein Automatismus", sagt Schlettwein. Man wünsche sich in Windhoek vielmehr eine rege Beteiligung insbesondere aus Europa und Deutschland bei den kommenden Ausschreibungen für die Hafenexpansion. (kk)

 

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